
Foto: Johanniter/Sylke Heun
Rechtzeitig zu den bevorstehenden Herbstferien und damit viel Verkehr auf den Autobahnen haben der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Johanniter-Unfall-Hilfe, die Landesverkehrswacht, das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport sowie das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, die Polizei Niedersachsen und der Landesfeuerwehrverband heute am Kröpcke in Hannover zur Verkehrssicherheitskampagne „Helfen statt Gaffen“ informiert und die Besucher dafür sensibilisiert, dass schnelles beherztes Handeln Leben retten kann.
Weniger Gaffer, mehr Helfer – das wünschen sich die Einsatzkräfte an Unfallstellen, egal, ob in der Stadt oder auf der Autobahn. So begann die Aktion am Kröpcke auch gleich mit einem echten Einsatz für die Johanniter-Rettungssanitäter Tim Wagner und Johan Weglage und den Notarzt Dr. Hans-Peter Reiffen, gleichzeitig Landesarzt der Johanniter-Unfall-Hilfe in Niedersachsen und Bremen. In einem Geschäft in der Nähe musste eine Frau sofort versorgt und in die Notaufnahme gebracht werden. Nachdem die Johanniter helfen konnten, standen sie Medienvertretern sowie Passanten Rede und Antwort. Also erst helfen, dann erst kommt die Kamera!
Mehr Respekt für Retter und Opfer
Mit der gemeinsamen Kampagne „Helfen statt Gaffen“ wollen die Aktionspartner mehr Respekt für Retter und Opfer erreichen und deutlich machen, dass Schaulustige an Unfallstellen wertvolle Minuten für die Rettung der Opfer vergeuden.
Keiner möchte in diese Situation kommen, als Erster an einen Unfallort kommen, doch genau dann ist besonnenes Handeln gefragt. Kommen dann Schaulustige hinzu, ist das oft nicht einfach für denjenigen, der helfen will. „Ersthelfer sollten sich in solchen Situationen darauf konzentrieren, was am wichtigsten ist: die Erste Hilfe. Sie sollten sich nicht von den Umstehenden stören lassen,“ erklärt Alexander Stötefalke, Fachlehrer Rettungsdienst an der Johanniter-Akademie Bildungsinstitut Niedersachsen/Bremen. „Menschen, die beim Unfall zuschauen, wollen häufig helfen, wissen aber nicht, was sie tun sollen. Es macht Sinn, diese Menschen dann direkt und freundlich anzusprechen und sie mit konkreten Hilfsaufforderungen einzubinden.“
So sieht es auch Notarzt Dr. Hans-Peter Reiffen: „Helfen ist einfach. Hinschauen, nicht wegschauen. Das Handy zielorientiert einsetzen und professionelle Hilfe über die Notrufnummer 112 heranholen. Die Fragen der Leitstelle beantworten. Andere Passanten mit einbeziehen, das Helfen auf mehrere Schultern verteilen, mit dem Verunfallten – wenn möglich – sprechen, ihn trösten und beruhigen. Dann weitere Erste-Hilfe-Schritte vornehmen – je nach Fall. Der Ansprechpartner der Leitstelle begleitet die Maßnahmen bis der Rettungsdienst eintrifft. So ist niemand allein und das Helfen kann gelingen.“
Mitmachen statt Zuschauen
Die Rettungskräfte haben am Kröpcke über ihren Alltag berichtet und Passanten konnten ausprobieren, wie einfach Erste Hilfe sein kann. Das Team der Realistischen Unfalldarstellung aus der Johanniter Akademie in Hannover, Nora Ziegler, Karolin Lucht, Florian Störrig und Doris Plonus, sorgte für echt aussehende Schürfwunden sowie die nötige Blässe und kalten Schweiß auf der Stirn. Auch das „Drücken“ – die Herz-Lungen-Wiederbelebung wurde an einer Puppe von einigen Besuchern trainiert. Was im Notfall die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen sind, wie man einen Notruf 112 korrekt absetzt und eine Rettungsgasse gebildet wird, erfährt man ebenfalls auf der neuen Homepage.
„Mit Erste-Hilfe-Kenntnissen ist es so wie beim Rezept von Großmutters Apfelkuchen. Wenn ich ihn seit Jahren nicht gebacken habe, kann ich mich nicht mehr genau an Zutaten und Zubereitung erinnern. Deswegen empfehlen wir immer wieder ein Fresh-up-Kurs zu besuchen, denn der Erste-Hilfe-Kurs zur Führerscheinprüfung reicht nicht für ein ganzes Leben,“ ergänzt der Notarzt.
Für die beiden Johanniter Tim Wagner und Johan Weglage endete die Aktion am Kröpcke wie sie begonnen hatte: Zum Ende nahmen sie einen Mann mit, um ihn ins Krankenhaus zu bringen.
Vom Niedersächsischen Innenministerium war Polizeirätin Carmen Buse vertreten. Sie informierte mit Kollegen der Polizei über Maßnahmen und Strafen bzw. Bußgelder. Die Erste-Hilfe-Situationen wurden von ADAC-Pressesprecherin Christine Rettig vor dem ADAC-Mobil moderiert. Über die Probleme der Feuerwehren in Niedersachsen mit der zunehmenden Dreistigkeit von Gaffern sprach vor Ort Maik Buchheister vom Landefeuerwehrverband. Ebenfalls vor Ort waren Roswitha Bothe und Dr. Erwin Petersen, Vizepräsident der Landesverkehrswacht. Mit diversen Tipps für das richtige Verhalten im Straßenverkehr wie auch den Start in den Urlaub wurden die Passanten am Kröpcke versorgt.