Erste Hilfe leisten


Erste Hilfe bei einem Motorradunfall: Der Helm muss runter.

Foto: Johanniter/Frank Schemmann

Erste Hilfe leisten im Notfall rettet Leben
Für viele Menschen ist es eine Albtraum-Vorstellung, plötzlich in die Rolle eines Ersthelfers zu geraten. Fast die Hälfte der Deutschen hilft bei einem Unfall nicht, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Der Erste-Hilfe-Kurs zum Führerschein ist bei den meisten lang her. Dabei kann – und muss sogar jeder helfen. Denn Erste Hilfe leisten ist eine Bürgerpflicht. Nichts zu tun, kann als unterlassene Hilfeleistung geahndet werden.

Diese fünf Tipps helfen, in einer Notsituation das Richtige zu tun

  1. Überblick verschaffen. Eine Verkehrsunfallsituation kann für Ersthelfer sehr erschreckend aussehen. Wichtig ist es trotzdem, ruhig zu bleiben. Um die Situation einschätzen zu können, sollte man sich zunächst einen Überblick verschaffen: Was ist passiert? Gibt es mögliche Gefahrenstoffe, zum Beispiel auslaufendes Benzin? Ist jemand verletzt? Wenn ja, wie viele Verletzte gibt es? Sind diese ansprechbar? Sind schon andere Helfer aktiv?
  2. Sich selbst und andere schützen. Dem Unfallopfer ist nicht geholfen, wenn Ersthelfer vom fließenden Verkehr erfasst werden. Diese Gefahr ist bei einem Unfall auf einer befahrenen Straße nicht zu unterschätzen! Deshalb gilt für alle Ersthelfer: Warnblinklicht einschalten und langsam an die Unfallstelle heranfahren. Fahrzeug mit ausreichendem Abstand parken, bereits im Fahrzeug die Warnweste anziehen und danach das Warndreieck aufstellen. Auf dem Weg zur Unfallstelle wenn möglich hinter der Leitplanke laufen. Dann die Zündung des Unfallwagens abstellen und auf Anzeichen eines entstehenden Brandes achten.
  3. Retten aus dem Gefahrenbereich. Das gilt nur für den Fall, dass dem Verunfallten eine Gefahr droht, zum Beispiel durch Feuer, Rauch oder bei Bewusstlosigkeit. Dann sollten der Betroffene mit Hilfe des sogenannten Rautek-Rettungsgriffes aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Dazu wird mit beiden Händen von hinten unter seinen Achseln durchgegriffen und umfasst dabei einen möglichst unverletzten Arm mit beiden Händen.
  4. Notruf absetzen. Auch wer sich mit Erster Hilfe nicht auskennt, sollte unbedingt den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 alarmieren. Die Leitstelle braucht Antworten auf diese Fragen: Wo ist es passiert? Was ist passiert? Wie viele Verletzte? Welche Art von Verletzungen? Wer meldet den Unfall? Wichtig: Nicht auflegen, sondern auf Rückfragen warten. Bis professionelle Helfer eintreffen, bekommen Ersthelfer auch telefonische Unterstützung bei lebensrettenden Sofortmaßnahmen.
  5. Erste Hilfe leisten. Zuerst wird geprüft, ob der Verletzte bei Bewusstsein ist und ob er normal atmet. Ist er ohne Bewusstsein, die Atmung aber normal, kommt die stabile Seitenlage zum Einsatz. Atmet der Betroffene nicht oder ungleichmäßig, muss umgehend mit der Wiederbelebung begonnen werden. Am wichtigsten ist dabei die konsequent und möglichst lückenlos durchgeführte Herzdruckmassage – 100 bis 120 mal pro Minute. Auch der Einsatz eines Automatisierten Externen Defibrillators (AED) kann in diesem Fall lebensrettend sein. Wichtig ist es, mit den Verletzten zu sprechen und sie abzuschirmen. Sie sollten nicht nur vor Blicken von oben, sondern auch durch eine Rettungsdecke vor Kälte am Boden geschützt sein.

Das PAKET – Vier Basismaßnahmen, die immer richtig sind

Unabhängig von der spezifischen Notfallsituation sind folgende Maßnahmen immer richtig:

  1. Vitalfunktionen sichern
    Um Änderungen der Lebensfunktionen frühzeitig festzustellen und zeitnah reagieren zu können, ist eine engmaschige Kontrolle dieser Funktionen erforderlich.
  2. Notruf tätigen
    Die frühe Alarmierung des Rettungsdienstes sichert die schnelle medizinische Versorgung des Betroffenen und erhöht seine Heilungschancen.
  3. Eigenwärme erhalten
    Schützen Sie den Betroffenen vor Wärmeverlust! Das Umhüllen mit einer Rettungsdecke hat zudem beschützende und beruhigende Wirkung.
  4. Trösten und betreuen
    Durch Ihre Zuwendung nehmen Sie dem Betroffenen die Angst und stärken seine Vitalfunktionen – selbst bei einem Bewusstlosen.
    Was ist bei einem Herzinfarkt zu tun? Was hilft bei einem Sonnenstich? Und wie reagiert man bei einem Vergiftungsverdacht? Im Erste-Hilfe Online-Lexikon geben die Johanniter Antworten auf die wichtigsten Fragen, um im Ernstfall schnell und effektiv Hilfe leisten zu können.

Die Erste-Hilfe-Tipps können natürlich keinen Erste-Hilfe-Kurs und schon gar nicht praktische Übungen in Erster Hilfe und Wiederbelebungsmaßnahmen ersetzen. Sie dienen als erster Überblick und Motivation, die Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen. Die Johanniter raten, das Erste-Hilfe-Wissen alle zwei Jahre in einem Kurs aufzufrischen.